Willi Torgau

geboren am 15.6.1911 in Luxemburg

gestorben am 14.4.1999 in Trier

Arbeiter

Leiter der Jugendorganisation der KPD,

kommunistische Widerstandsgruppe

"Schutzhaft", KZ Sonnenberg, KZ Esterwegen, Zuchthaus Siegburg

„Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor..." Einer der KZ-Häftlinge, die sich in diesem Lied als „Moorsoldaten" bezeichnet hatten, ist der Trierer Willi Torgau. Wilhelm, der am 14. Juni 1911 in Luxemburg geboren wurde, wird Lehrling im Reichsbahnausbesserungswerk Trier-West, wo auch sein Vater arbeitet und wird mit diesem 1926 wegen kommunistischer Betätigung entlassen. Im gleichen Jahr tritt er in den Kommunistischen Jugendverband (KJVD) ein. Er wird Organisationsleiter der Trierer Ortsgruppe.

Im Februar 1933 wird Torgau das erste Mal festgenommen - in der Simeonstraße, von zwei SA-Männern, die als „Hilfspolizisten" unterwegs sind. Sie bringen ihn ins Gewerkschaftshaus in die Dietrichstraße, wo er nach verbotenem Material durchsucht wird. Anfang März wird er ohne richterlichen Entscheid verhaftet und in das Polizeigefängnis in der Hornkaserne, Eurener Straße, eingeliefert, wo sich auch SA und SS einquartiert haben. An einem Oktobermorgen sagt ein SA-Mann zu ihm: „Du gehst morgen mit auf Transport!". Torgau weiß, was das bedeutet: Abtransport ins KZ.

Die Häftlinge werden mit Handschellen gefesselt zum Trierer Bahnhof gebracht. In einer sechzehnstündigen Bahnfahrt in einem überfüllten Zellenwagen werden sie nach Sonnenburg bei Frankfurt/Oder gebracht. Die Gefangenen werden mit Gewehrkolbenschlägen im Laufschritt durch das Dorf gejagt, dann geht es unter Schlägen und Fußtritten weiter zum Lager und in die Kellerräume. Hier wird der Befehl „Robben!" erteilt. Die Häftlinge schleppen sich über den Koks, der hier lagert, keiner kommt ohne Verletzung davon. Elf Menschen sterben in den ersten Tagen nach der Einlieferung. Es gibt im Lager nur wenige Arbeitskommandos. Das Lagerleben besteht aus Exerzieren von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends, das zu einer entsetzlichen Schikane und Menschenquälerei ausartet. Im Lager trifft Willi Torgau auch den Publizisten, Pazifisten und späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky. Mit ihm wird Torgau im Februar 1934 ins Moor-KZ nach Esterwegen gebracht, das von der SA geführt wird. Dort müssen sie Schwerstarbeit verrichten - einen Kanaldurchstich zum Rhein-Ems-Kanal.

Im März 1934 wird Torgau entlassen. Er kehrt nach Trier zurück, wo er sich wieder dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten anschließt. Die Kommunisten drucken Flugblätter gegen Hitlers Kriegsrüstung und legen sie in Kaufhäusern, auf Parkbänken oder vor dem Bahnsteig ab. Der Fahrtwind des einfahrenden Zugs weht sie dann in den Bahnhof. Daneben ist Trier Umschlagplatz für Propagandamaterial, das aus Prag, Luxemburg oder Frankreich kommt. Torgau knüpft Kontakte ins Saarland und nach Frankreich. Im April 1936 wird er verhaftet und wie sein Bruder Fritz, seine Schwester Orli, Hans Eiden und 32 weitere Trierer KPD-Angehörige vor Gericht gestellt. Der Staatsanwalt sagt: „Wenn du nochmal ins Saarland fährst, ist deine Rübe nur noch 7 Pfennige wert!" Torgau wird wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens" zu sieben Jähren Zuchthaus verurteilt und nach Siegburg gebracht. Viereinhalb Jahre verbringt er in Einzelhaft. Als er im Mai 1943 entlassen wird, verpflichtet ihn die Gestapo zur Zwangsarbeit in einer Kohlenhandlung. Gegen die heranrückenden US-Truppen muss er Schanzdienste leisten und wird schließlich sogar zum „Volkssturm" einberufen. (...)

Quelle: Stattführer. Trier im Nationalsozialismus, 3. Auflage, Trier 2005