Isaak Julius Samuel

Am 19. Dezember 1902 in Freudenburg geboren

Abitur am MPG Trier 1922

Rabbinerausbildung in Berlin

Rabbiner in Oslo von 1930 bis 1941

Ermordet in Auschwitz am 16.2.1942

Viele Menschen weltweit kennen den polnischen Kinderarzt Janusz Korczak, weil über ihn viel geschrieben wurde und an Gedenkorten an ihn erinnert wird, z.B. im Museum der Kämpfer (Ghetto Fighter´s House Museum/ Beit Lohamei Hagethetaot) in Israel, wo ihm ein eigener Raum in einem Gebäudeteil gewidmet ist, der an eine Million ermordeter Kinder im Holocaust erinnert. Seine Person wurde bekannt, weil er mit den ihm anvertrauten jüdischen Kindern seines Waisenhauses Dom Sierot zusammen deportiert und ermordet wurde. Er hatte gewusst, was die Kinder erwartet. Er wollte sie nicht alleine in den Tod schicken und sich entziehen, obwohl er die Möglichkeit dazu hatte.

Dass aber eine Person aus der Region Trier ein mit Korczak vergleichbares Verhalten zeigte, war bis vor wenigen Jahren unbekannt. Erstmals informierte das Buch „Fast vergessene Zeugen“ von Günter Heidt und Dirk S. Lennartz im Jahre 2000 an diesen aus Freudenburg stammenden jüdischen Bürger, der seit 1930 Rabbiner der jüdischen Gemeinde Oslo gewesen war. Als die deutschen Truppen 1940 Norwegen besetzten, wurden Juden in Konzentrationslagern festgehalten. Im August 1942 wurde auch Rabbiner Isaak Julius Salomon zusammen mit neun Juden wegen angeblicher antideutscher Propaganda und Verbreitung verbotener Zeitungen ins Lager Grini eingeliefert. Nach einer kurzen Zeit auf freiem Fuß, wurde er im November 1941 nach Auschwitz deportiert, wo er am 16.12.1942 ermordet wurde.

Er hatte eine Flucht nach Schweden abgelehnt, weil er seine Gemeinde nicht alleine lassen wollte. Seiner Frau Henriette und seinen Kindern Elchanan, Esther und Amos war mit Hilfe des norwegischen Widerstandes die Flucht nach Schweden gelungen.

Isaak Julius Samuel wurde am 19. Dezember 1902 in Freudenburg als Sohn von Samuel Samuel und seiner Ehefrau Ida, geb. Weil, geboren. Er besuchte die Volksschule in Freudenburg und von 1915 bis 1922 das Max-Planck-Gymnasium in Trier, wo er 1922 das Abiturzeugnis erlangte.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wohnte er mit mehreren jüdischen Schülern aus der Region Trier im Haus des jüdischen Lehrers Berlinger (1866-1944) in der Gilbert-Straße in Trier, weil der tägliche Schulweg mit der Eisenbahn zu gefährlich geworden war. Da die deutsche Reichsbahn von französischen Beamten betrieben wurde, kam es zu Konflikten zwischen den Betreibern und ihren deutschen Sympathisanten einerseits und deutschnationalen Eisenbahnern andererseits, die auch gewaltsam ausgetragen wurden.

Isaak Julius Samuel hatte sich in dieser Zeit mit dem Sohn des jüdischen Elementarlehrers Moses Berlinger Eliezer Berlinger (1904-1985) angefreundet und besuchte später mit diesem zusammen das orthodoxe Rabbinerseminar in Berlin. Eliezer Berlinger war von 1932 bis 1946 Oberrabbiner von Malmö. Er wurde vom schwedischen König ausgezeichnet, weil er maßgeblich an der Rettung der dänischen Juden beteiligt war. Geadelt wurde er später auch von der holländischen Königin wegen seiner Verdienste als Oberrabbiner von Holland. Mit Deutschland hätte er sich nie ausgesöhnt.

Das Haus in der Gilbert-Straße in Trier sei auch nach dem offiziellen Schulunterricht ein Lehrhaus gewesen, erinnert sich Miriam Neumeier, die Tochter des jüdischen Lehrers, die heute in Petach Tikva in Israel lebt.

In seiner Studienzeit schloss sich Isaak Julius Samuel der Jugendgruppe “Zeire Miraschi“ an, die zionistisch und zugleich orthodox orientiert war. Als Vertreter dieser Gruppe war er Abgeordneter im Zionistischen Kongress. Außerdem war er Sekretär des 1928 gegründeten Weltverbandes für Sabbat-Schutz. Im Jahre 1930 heiratete er die aus Würzburg stammende Henriette Pollak.

Quellen:      Heidt/Lennartz: Fast vergessene Zeugen, Norderstedt 2000

Miriam Neumeier, Petach Tikva, Israel, Januar 2011