Elisabeth Heyraud, geb. Grünhut

 

Geboren 1916 in Zürich

Lebte in Kiel

In Trier Schülerin am AVG

Ausbildung als Klavierlehrerin, Pianistin

Von 1935 bis 1938 in Wien

1938 Flucht nach Frankreich

Bankangestellte

Starb 2011 in Perigueux

Elisabeth Grünhut wurde am 14. November 1916 in Zürich als Tochter des Tenors am Stadttheater Trier, Eduard Grünhut, und der Klavierlehrerin und Pianistin Hermine Grünhut, geb. Beran, geboren.[1] Familie Grünhut wohnte vom 17. September 1923 bis zum 24. September 1935 in Trier.[2] Die Familie Grünhut war in Trier unter dem Namen „Grunert“ bekannt.[3] Nach dem frühen Tod des Vaters am 14. Januar 1929 erteilte Frau Grünhut Privatunterricht für Klavier und trat als Pianistin bei Konzerten auf.[4]

Elisabeth besuchte die Volksschule in Kiel und in Trier. Anschließend war sie wie ihre ältere Schwester Hertha Schülerin des AVG Trier, das sie wegen der antijüdischen Maßnahmen der damals herrschenden Nazi-Partei am 31.7.1933 verließ. Ihr Ziel war es, die Hochschulreife zu erlangen und zu studieren. Bis zur Auswanderung im Jahre 1935 besuchten beide Schwestern Handelskurse an einer Handelsschule in Trier. In dieser Zeit bereite Frau Grünhut ihre Flucht vor. 1935 zog die Familie Grünhut nach Wien. Dort lebte sie von bis 1938, dem Jahr des Anschlusses von Österreich ans deutsche Reich. 1938 floh die Familie nach Frankreich. Sie heiratete 1941 in Perigueux. Vermutlich entging sie deswegen einer Deportation. Sie sei nur knapp einer Deportation entgangen, die ihre Ermordung nach sich gezogen hätte. Ihre Mutter und ihre Schwester wurden 1942 im Departement Dordogne verhaftet und am 2. September 1942 von Drancy nach Auschwitz ins Vernichtungslager gebracht, wo sie ermordet wurden.

Sie selbst überlebte als einzige von 34 Familienmitgliedern den Holocaust in Frankreich, weil sie einen Franzosen heiratete. Der Ort Perigueux wurde zu ihrer neuen Heimat.[5] Dort arbeitete sie als Bankangestellte.[6]

Im Jahre 1980 besuchte sie erstmals wieder ihre Heimatstadt Trier, brach aber bereits nach zwei Tagen ihre Besuch ab, weil sie sich an die grauenhaften Ereignisse ihrer Flucht erinnerte.

Als sie im Rahmen der 2000-Jahr-Feier der Stadt Trier vom Oberbürgermeister eingeladen wurde, nahm sie diese Einladung an. Sie wurde vom damaligen Beigeordneten und späteren Oberbürgermeister Helmut Schroer empfangen. Über dieses Ereignis berichtete der Trierische Volksfreund in der Ausgabe vom 29. August 1982.[7]

Sie starb am 27.Dezember 2011 in Perigueux.[8]


[1] Akte Nr. 257061 des Amtes für Wiedergutmachung Saarburg. Eingesehen am 30. 1.2018.

[2] Von 1928 bis 1935 in der Gilbertstraße 9.

[3] Der Name Grunert wird in mehreren Zeitungsartikeln, die Konzerte betreffend, verwendet. Vgl. Akte Nr. 257063 beim Amt für Wiedergutmachung Saarburg.

[4] Akte 257062, Amt für Wiedergutmachung Saarburg.

[5] Akte 257061 des Amtes für Wiedergutmachung in Saarburg. 1958 in der rue des Mobiles 50, 1978 in der rue Ferdinand Dupy 43.

[6] Ebd.

[7] Trierischer Volksfreund vom 29.8.1982.

[8] http://carnet.sudouest.fr/deces/elisabeth-heyraud/13267936